Vom Qualitätsvergleich maschinell übersetzter Nachrichtentexte bis zur Wichtigkeit von Leichter Sprache in helfenden Berufen - BDÜ Nord verleiht Förderpreise für die drei herausragenden Masterarbeiten in den übersetzungsrelevanten Studienfächern
Am 22. Juni wurden die drei besten Abschlussarbeiten in Medienübersetzung, internationaler Fachkommunikation und barrierefreier Kommunikation an der Universität Hildesheim ausgezeichnet.
Nachrichtentexte und andere aktuelle Meldungen in Sekundenschnelle maschinell übersetzen zu lassen ist längst gängige Praxis in der Medienbranche wie in der Wirtschaft. Dank immer besser werdender Übersetzungssysteme setzen viele darauf um Zeit und Geld zu sparen. Aber wie lässt sich zweifelsfrei beurteilen, ob die Übersetzungen korrekt und stimmig sind? Dieser Frage ist eine der Preisträgerinnen in ihrer Masterarbeit im Studiengang Medientext und Medienübersetzung auf den Grund gegangen.
Pimchanok Sookaim aus Würzburg hat in ihrer Arbeit „Reliability of Machine Translation Tools: A Multidimensional Quality Metrics (MQM) Evaluation of News Translation” die Zuverlässigkeit von maschinellen Übersetzungen untersucht. Dazu hat sie ein multidimensionales Spezial-Tool für die Beurteilung maschineller Übersetzungen verwendet. Ihr Vergleich der von Google und DeepL übersetzten Texte ergab, dass Google Translate insgesamt zwar weniger Fehler macht, doch dass diese als gravierender eingeschätzt werden. Insgesamt wurde deutlich, dass beide Systeme nach wie vor fehleranfällig sind und Probleme haben, stilistisch den passenden Ton zu treffen.
„Die Arbeit von Frau Sookaim adressiert ein aktuelles Thema, das die Übersetzungsindustrie tiefgreifend verändert, und zwar KI-gestützte Übersetzungstechnologien,“ erklärte Birgit Welch, Vorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchsförderung des BDÜ Nord in ihrer Laudatio. „Neben der wissenschaftlich-methodisch hervorragenden Qualität der Forschung, können die Untersuchungsergebnisse von Frau Sookaims Arbeit sowohl Auftraggebern als auch professionellen Sprachmittlern als praktische Orientierungshilfe dienen.“ Mit ihrer innovativen Anwendung und Kombination von Untersuchungsmethoden biete die Arbeit interessante Anknüpfungspunkte für weitere Forschung.
Der Preis im Studiengang „Internationale Fachkommunikation – Sprachen und Technik“ ging an Isabel Schröder aus Hildesheim. Sie widmete sich der Frage „Weniger ist mehr? Eine Untersuchung zum Minimalismus in der Softwaredokumentation.“ Es geht darum, mit wie wenig Informationen Entwickler, Anwender und Endnutzer von Software zurechtkommen können, so dass Arbeitsabläufe und Anwendungen für alle erleichtert und effizienter werden. Frau Schröder hat am Beispiel der zielgruppengerechten Verschlankung von Softwaredokumentation ein aktuelles Thema aufgegriffen, das sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis hinsichtlich der Effizienz der Texte und der Arbeitseffizienz der Produzenten solcher Texte intensiv diskutiert wird.
Der dritte der mit jeweils 250 € dotierten Förderpreise ging an Andreas Heither, dessen Arbeit im Fach Barrierefreie Kommunikation angesiedelt ist. Er hat untersucht, wie weit verbreitet mittlerweile Texte in Leichter Sprache in helfenden Berufen sind. Gerade wenn in unserer zunehmend diversen Gesellschaft Menschen mit verschiedenen sprachlichen und kulturellen Hintergründen auf Unterstützung angewiesen sind, ist leicht verständliche Kommunikation unerlässlich. Inwiefern Mitarbeiter vor allem im Gesundheitswesen mittlerweile auf solche Texte zurückgreifen können, diskutiert er in seiner Arbeit „Zum Umgang mit Leichte-Sprache-Texten im pädagogischen Kontext: eine quantitative Studie zur Verwendung von Leichter Sprache in helfenden Berufen.“
Die Vorstandsmitglieder des BDÜ Nord Birgit Welch und Amadou Sanou, für die die diesjährige Preisverleihung ein Höhepunkt war, sind sich einig: „Das breite Spektrum, in dem die Nachwuchssprachmittler unterwegs sind – von der Integration maschineller Übersetzungssysteme bis zum Einsatz von Einfacher und Leichter Sprache, die das zwischenmenschliche Miteinander bereichern, veranschaulicht den Wandel der Branche. Unser Berufsbild passt sich klug an technische und gesellschaftliche Veränderungen an und bietet deshalb auch Berufseinsteigern relevante Perspektiven.“
Der BDÜ Nord gratuliert den Preisträgern, die an der Universität Hildesheim jährlich bei der Verleihung der Abschlussurkunden in den entsprechenden Studiengängen geehrt werden. Der mit insgesamt 750 € dotierte Förderpreis für die besten Abschlussarbeiten wird vom BDÜ Nord bereits seit den Neunzigerjahren an der Uni Hildesheim vergeben. Ziel ist es, langfristig eine qualifizierte und zukunftsträchtige Ausbildung in der Branche aufrechtzuerhalten. Die Preisträger dürfen zudem unentgeltlich an einem BDÜ Nord-Seminar zu Existenzgründung oder einem ähnlichen Thema teilnehmen. Für Studenten der einschlägigen Bachelor- und Masterstudiengänge an der Universität Hildesheim ist die studentische Mitgliedschaft im BDÜ Nord kostenfrei.
Der BDÜ Nord unterstreicht mit den Preisen die Bedeutung einer soliden und professionellen Ausbildung für Übersetzer, wie sie die Universität Hildesheim seit nunmehr 40 Jahren anbietet.