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Frau R. fliegt raus und Herr W. ist weg vom Fenster – Ungerechtigkeit in der Justizdolmetscher-Datenbank

Frau R. fliegt raus und Herr W. ist weg vom Fenster – Ungerechtigkeit in der Justizdolmetscher-Datenbank

Ausgerechnet bei der Suche nach beeidigten Dolmetschern und Übersetzern in der Justiz wird die gesetzlich vorgeschriebene Gleichbehandlung (AGG) ausgehebelt

Ist Herr W. beeidigter Übersetzer in einem bestimmten Gerichtsbezirk in Deutschland, hat er bei der Auftragsvergabe mitunter schlechte Karten. Denn die offizielle Suchdatenbank der Justiz-Dolmetscher und -Übersetzer justiz-dolmetscher.de zeigt die Einträge stur in alphabetischer Reihenfolge an. Die Namen von Kollegen, die hinten im Alphabet stehen, landen also immer ganz hinten. Obendrein sind die Anzeige-Optionen auf der Website so eingestellt, dass man per Klick unten beim Kleingedruckten wählen muss, ob man 5, 10 oder mehr Namen sehen möchte. Wer macht sich schon diese Mühe, wenn er genausogut die Kollegen A, B, C anrufen kann?

Keine klare Unterscheidung zwischen Dolmetschern und Übersetzern

Darüber hinaus unterscheidet die Datenbank nicht klar, ob die Anfrage für Dolmetscher (mündliche Sprachübertragung) oder Übersetzer (schriftliche Sprachmittlung) läuft. „Den Mitarbeitern der Staatsanwaltschaften ist nicht klar, dass man bei „Tätig als“ nicht beide Optionen (Dolmetscher_und_Übersetzer) anklicken sollte, um Übersetzer zu finden. Wer selbst nicht dolmetscht, fällt wiederholt durch das Raster und wird sogar trotz seltener Sprachen seitens der StA oder anderer Stellen nicht gefunden“, bemängelt die 1. Vorsitzende des BDÜ Nord Catherine Stumpp. Es muss deutlich werden, dass das eine „Und“- Suchoption und kein „Oder“-Filter ist, dass es einen Unterschied gibt zwischen Übersetzer (schriftlich) und Dolmetscher (mündlich).

Die Forderungen des BDÜ Nord:

  • Die alphabetische Anzeige von Kolleginnen und Kollegen durch eine gerechtere Anzeige per Zufallsprinzip oder nach Postleitzahlen austauschen.
  • Bei der Suchfunktion von Dolmetschern und Übersetzern einen klar erkennbaren „Oder“-Filter einsetzen.
  • Um Missverständnisse bei den Berufsbezeichnungen zu vermeiden, sind die Zusätze in Klammern zu ergänzen: Dolmetscher (mündlich), Übersetzer (schriftlich).
  • Die Begrenzung der Suchergebnisse auf 5, 10 etc. ist komplett aufzuheben.

Zudem kann die Zusatzfunktion „Beeidigung/Ermächtigung/Bestellung ist erfolgt!“ ersatzlos gestrichen werden. Denn in diese Datenbank dürfen ohnehin nur beeidigte Übersetzer und Dolmetscher aufgenommen werden. Wir gehen davon aus und hoffen, dass dies auch der Fall ist.  

Der BDÜ Nord hilft

Der Landesverband wird für betroffene Kolleginnen und Kollegen einen Musterbrief entwerfen, den sie an die entsprechende Behörde schicken können. Darüber hinaus werden wir alle Oberlandesgerichte und Staatsanwaltschaften in unserem Einzugsbereich dazu anschreiben. Wir werden darum bitten, die Ungleichbehandlung in der EDV aufzuheben, indem sie die Suchmaske anpassen. In der Sache werden wir am Ball bleiben und über die Ergebnisse informieren.


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